Schalömsche!
Heute gibt es so einiges zu berichten. Ich beginne beim israelischen Unabhängigkeitstag.
Ich habe ja vorher schonmal ein bisschen über den Tag geschrieben.
Wir sind also an diesem Abend in die Jerusalemer Neustadt gewätzt und uns unter das israelische Volk gemischt. Es war superviel los, die ganze Masse war fröhlich und ausgelassen und hat sich an israelischer Unabhängigkeit erfreut. Juhu!
Ich hatte bei dem allem trotzdem gemischte Gefühle.
Zum einen war es einfach schön zu sehen, wie die Israelis ihren Staat feiern und wie froh sie sind, einen eigenen Staat zu haben.
Zum anderen muss ich schon stark an die palästinensische Bevölkerung denken, die an diesem Tag ihren „Nakba-Day“, ihren Katastrophentag hat.
Sie gedenken daran, wie ihnen ihr Staat entzogen und ihnen ihre nationale Identität genommen wurde.
Hier eine Erinnerung an einen Tag der israelischen Besetzung. Von einem Palästinenser.
Hier eine Erinnerung an einen Tag der israelischen Besetzung. Von einem Palästinenser.
""We were inside the house. We heard shooting outside. My mother woke us up. We knew the Jews had attacked us. My cousin and his sister came running and said the Jews were already in our garden. In the meantime, fighting became heavier and we heard lots of gunshots outside. A bomb was thrown at us and it exploded close to where we were in the yard. (..) My sister- in-law did not want to leave. She was frightened. The girl was two months old and the boy about three. I took the two and my mother said we should go to my uncle’s house.
I saw how Hilweh Zeidan was killed, along with her husband, her son, her brother and Khumayyes. Hilweh Zeidan went out to collect the body of her husband. They shot her and she fell over his body.(..) I also saw Hayat Bilbeissi, a nurse from Jerusalem serving in the village, as she was shot before the house door of Musa Hassan. The daughter of Abu El Abed was shot dead as she held her niece, a baby. The baby was shot too.(..) Whomever tried to run away was shot dead."""" "Übersetzung:
„Wir waren im Haus. Wir hörten Schüsse von draußen. Meine Mutter weckte uns auf. Wir wussten, dass die Juden uns attackiert hatten. Mein Cousin und seine Schwestern kamen angerannt und sagten, dass die Juden bereits in unserem Garten waren. In der Zwischenzeit wurden die Kämpfe heftiger, und wir hörten viele Schüsse von draußen. Eine Bombe wurde zu uns geworfen, und sie explodierte im Garten, nah dran, wo wir uns befanden. Meine Schwester wollte nicht gehen. Sie hatte Angst. Das Mädchen war 2 Monate alt und der Junge 3. Ich nahm die beiden und meine Mutter sagte, wir wollten in das Haus meines Onkels gehen.
Ich sah wie Hilweh Zeidan getötet wurde, mit ihr ihr Mann, ihr Sohn, ihr Bruder und Khumayyes. Hilweh Zeidan ging raus, um den Körper ihres Mannes zusammenzusammeln. Sie schossen auf sie und sie fiel über seinen Körper.
Ich habe auch Hayat Bilbeissi gesehen, eine Krankenschwester aus Jerusalem, die in unserem Dorf arbeitete. Ich habe gesehen, wie sie vor der Haustür von Musa Hassan erschossen wurde.
Die Tochter von Abu El Abed wurde erschossen, als sie ihre Nichte, ein Baby, in der Hand hielt.
Werimmer versuchte wegzulaufen, wurde erschossen.“
Wenn mich Leute fragen, was ich zur politischen Situation hier in Israel sage, dann kommt vielleicht folgendes:
Ich bin erst seit zwei Monaten hier. Ich maße es mir nicht an, eine konkrete Meinung über die Sachverhalte zu auszudrücken.
Dazu sind die Zusammenhänge zu komplex. Die Indoktrinierung beider Seiten, der israelischen gegen die palästinensiche, und der palästinensischen gegen die israelische, sitzt bereits sehr tief. Die kulturelle Kluft zwischen beiden Seiten scheint so tief zu sein, fast unüberwindbar. Wenn ich mir das "Große, Ganze" Israels angucke, dann kommt mir alles so hoffnunglos vor. Dann sind die Konflikte zu tief verankert. Dann ziehen sie sich durch die Generationen und Religionen. Daran könnte ich verzweifeln.
Aber ich kann euch mal einige meiner Gedanken mitteilen:
Da erlebe ich zwar viele zionistische Israelis, die auf ihren Staat pochen, und für sich das Recht in Anspruch nehmen, hier zu leben und ihr Gebiet zu erweitern. Ich denke, man muss dabei beides sehen:
Zum einen stammen viele Israelis aus traumatisierten Familien, verursacht durch Antisemitismus verschiedener Art. Von diesem Gesichtspunkt aus haben die Juden ein Recht auf einen eigenen Staat, indem sie ihre Religion und ihre Kultur gemeinsam leben und feiern können.
Zum anderen rechtfertigt das nicht die Vorgehensweise, wie sie ihren Staat und ihr vermeintliches Recht erreichen wollen.
Genauso, wie niemand den Holocaust leugnen kann, kann auch niemand die gewalttätige Vertreibung vieler Palästinenser durch jüdische Besetzer verleugnen.
Das wird leider häufig gemacht. Oder sie handeln nach dem Prinzip "der Zweck heiligt die Mittel." Daraus wird geschlossen, dass das ehemalige Palästina nunmal ihr Staat ist, und es Gottes Wille ist, dass das jüdische Volk sich dort sammelt. Die Mittel, wie sie dieses Ziel zu erreichen versuchen, werden meiner Meinung nach einfach zu wenig hinterfragt.
Das wird leider häufig gemacht. Oder sie handeln nach dem Prinzip "der Zweck heiligt die Mittel." Daraus wird geschlossen, dass das ehemalige Palästina nunmal ihr Staat ist, und es Gottes Wille ist, dass das jüdische Volk sich dort sammelt. Die Mittel, wie sie dieses Ziel zu erreichen versuchen, werden meiner Meinung nach einfach zu wenig hinterfragt.
Von palästinensischer Seite herrscht natürlich auch krasser Unmut gegen die Israelis.
Ich kann den Unmut der arabischen Bevölkerung Israels gegen die Israelis durchaus verstehen. Nicht nur die Vertreibung an sich, durch die sich die Lebensverhältnisse der Überlebenden drastisch verändert und verschlechtert haben, geben Anlass dazu.
Ich kann den Unmut der arabischen Bevölkerung Israels gegen die Israelis durchaus verstehen. Nicht nur die Vertreibung an sich, durch die sich die Lebensverhältnisse der Überlebenden drastisch verändert und verschlechtert haben, geben Anlass dazu.
Sondern vor allem gibt es keinen Hinterhalt für sie. Sie haben keinen Staat, und somit auch keine geltenden Rechte. Keine Rechtsgrundlage, worauf sie zurückgreifen können. Aber auch das rechtfertigt natürlich nicht die gewalttätige Vorgehensweise einiger Palästinenser.
Tatsache ist, dass am diesjährigen "Nakba-Day", also dem Katastrophentag der Palästinenser, mindestens 20 Pallis durch israelische Soldaten erschossen wurden. Und viele mehr verletzt.
Es gab an mehreren Stellen Aufstände mit Steinewerfen und allem drum und dran. Auch in Jerusalem wurde ein 17-jähriger arabischer Junge erschossen.
Es hat sein Jahren nicht mehr einen so krassen Nakba-Day gegeben. Es gehen überall Gerüchte rum, eine dritte Intifada (also der gewaltmäßige Aufstand der Palästinenser gegen Israel) würde ausbrechen.
Im September wird Palästina seinen Staat ausrufen.
Die Ereignisse bleiben sehr spannend. Die Stimmung ist gespannt, das merkt man.
Aber wie auch in den umliegenden arabischen Ländern hoffe ich auf ein bisschen mehr Gerechtigkeit in all den Konflikten und Problemen.
Wir müssen abwarten...
Tatsache ist, dass am diesjährigen "Nakba-Day", also dem Katastrophentag der Palästinenser, mindestens 20 Pallis durch israelische Soldaten erschossen wurden. Und viele mehr verletzt.
Es gab an mehreren Stellen Aufstände mit Steinewerfen und allem drum und dran. Auch in Jerusalem wurde ein 17-jähriger arabischer Junge erschossen.
Es hat sein Jahren nicht mehr einen so krassen Nakba-Day gegeben. Es gehen überall Gerüchte rum, eine dritte Intifada (also der gewaltmäßige Aufstand der Palästinenser gegen Israel) würde ausbrechen.
Im September wird Palästina seinen Staat ausrufen.
Die Ereignisse bleiben sehr spannend. Die Stimmung ist gespannt, das merkt man.
Aber wie auch in den umliegenden arabischen Ländern hoffe ich auf ein bisschen mehr Gerechtigkeit in all den Konflikten und Problemen.
Wir müssen abwarten...
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